Valletta ist die Hauptstadt der Republik Malta und sowohl nach Fläche, als auch nach Einwohnerzahl die kleinste Hauptstadt der EU. Sie wurde 1980 als Gesamtmonument in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen und ihr wird von der EU im kommenden Jahr der Titel Kulturhauptstadt Europas verliehen. Grund genug die Stadt einmal näher vorzustellen und von meinem Kurzbesuch zu berichten.
Die Geschichte Vallettas ist, ebenso wie die Geschichte Maltas generell, stark vom Aufenthalt des Johanniterordens auf bzw. seiner Herrschaft über den Inselstaat geprägt. Nach der Vertreibung des Ordens von der Insel Rhodos durch die Osmanen, ließen sich die Johanniter nach mehreren Zwischenstationen 1530 auf Malta nieder. Aus dieser Zeit stammt auch die Bezeichnung Malteser / Malteserorden, die sich inzwischen eingebürgert hat.
Nach der Belagerung Maltas durch die Osmanen im Jahr 1565, die in einem für beide Seiten äußerst verlustreichen Kampf abgewehrt wurden, entschlossen sich die Ritter des Malteserordens auf der Sciberras-Halbinsel eine Festungsstadt nach den neuesten Erkenntnissen der Militärarchitektur und den zeitgenössischen Idealstadt-Theorien zu errichten. Nicht zuletzt aufgrund des wachsenden Ruhmes des Ordens nach dem Sieg über die Osmanen erklärten sich sowohl viele europäische Königshäuser, als auch Papst Pius V. dazu bereit, die Planung und den Bau der Festung auf vielfältige Weise zu unterstützen. Der Grundstein wurde 1566 durch den Großmeister des Malteserordens, Jean de Valette, gelegt, auf den auch der Name der Stadt zurückgeht.
Die Errichtung Vallettas dauerte insgesamt 20 Jahre und bot nach der Fertigstellung ca. 4000 Einwohnern und Ordensrittern aus verschiedensten Regionen Europas ein Zuhause. 1571 machte der Orden Valletta zur Hauptstadt Maltas und verteidigte sie, ohne jemals eingenommen oder zerstört zu werden, bis zur Kapitulation der Malteserritter vor Napoleons Flotte im Jahr 1798. Die Okkupation währte jedoch nicht lang, da die Briten die Insel nach einem Hilfegesuch maltesischer Aufständischer 1800 von den Franzosen befreiten und die maltesische Inselgruppe zur britischen Kronkolonie erklärten.
Vallettas Stadtbild ist noch heute geprägt vom barocken Stil, der bei der Stadtgründung durch den Malteserorden ab Mitte des 16. Jh. vorherrschte. Daneben lassen sich jedoch auch manieristische, neoklassizistische und moderne Elemente in der Architektur wiederfinden.
Von besonderer historischer Bedeutung ist, zum einen, die St. John’s Co-Cathedral, die als Hauptkirche des Malteserordens erbaut wurde und heute als zweiter Sitz des Erzbischofs von Malta dient. Auf einer Länge von 58 Metern sind eine Vielzahl von Grabplatten von Ordensrittern in verschiedenfarbigem Marmor in den Boden des Gotteshauses eingelassen. Der Innenraum der Kirche ist sehr kunstvoll und reich dekoriert und gilt heute als eines der schönsten Beispiele hochbarocker Baukunst in Europa. Bekannt ist die St. John’s Co-Cathedral auch durch das Altarbild „Die Enthauptung Johannes des Täufers“ von Caravaggio, das im Oratorium der Kirche besichtigt werden kann. Das Werk gilt weithin als Caravaggios Meisterstück und ist anerkannt als eines der wichtigsten Werke der westlichen Malerei.
Zum anderen ist der Großmeisterpalast (Grandmaster’s Palace) zu nennen, der als größter Profanbau der Stadt einen ganzen Straßenblock einnimmt. Erbaut durch die Malteser als Hauptquartier und Sitz des Großmeisters, diente der Palast im Laufe der Jahrhunderte den unterschiedlichen Machthabern des Inselarchipels als Residenz. Seit 1976 ist der Palast auch der Amtssitz des Staatspräsidenten. Der Grandmaster’s Palace ist heute teilweise öffentlich zugänglich und eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Maltas.
Valletta ist bei einer Fläche von ca. 0,84 km2 und mit ~6.500 Einwohnern die kleinste Hauptstadt der Europäischen Union und die südlichste Hauptstadt Europas. Administrativ umfasst Valletta lediglich die historische Altstadt und ist damit selbst für maltesische Verhältnisse relativ klein. Nimmt man das zusammenhängende Stadtgebiet rund um Valletta dazu, ergibt sich ein anderes Bild: Mit über 300.000 Einwohnern lebt hier mehr als die Hälfte der Gesamtbevölkerung.