Eigentlich sollte dieser Tag Ende September einer der Höhepunkte unseres Roadtrips durch den Südwesten der USA werden. So ähnlich wurde es dann auch, aber anders als geplant.
Nach einer recht kühlen Nacht in einer rustikal-romantischen Hütte auf einer Farm in Hatch begann der Morgen wolkig und mit ein paar Regentropfen. Wir hofften, dass sich das Wetter bis zu unserem heutigen Ziel Bryce Canyon bessern würde. Wir waren schon ganz gespannt, da der Bryce Canyon von vielen Besuchern als der schönste Nationalpark im Südwesten der USA angesehen wird. Unterwegs fuhren wir durch den Red Canyon bei Panguitch, wo wir anhielten und spontan das Gelände erforschten.
Je näher wir zum Bryce Canyon kamen, der immerhin auf rund 2400 bis 2700 Metern Höhe liegt, desto schlechter wurde das Wetter. Es regnete nun und dazu kam eine schlechte Sicht mit Nebelfeldern. Wir beschlossen also, wie offenbar alle anderen auch, zunächst das Visitor Center aufzusuchen und dort auf besseres Wetter zu warten. Der Parkplatz war bereits komplett belegt und nur mit kreativer Auslegung der Parkmöglichkeiten fanden wir überhaupt noch einen Platz. Im Besucherzentrum war es entsprechend voll, man konnte vor lauter Menschen kaum etwas sehen und vor den Toiletten hatten sich lange Warteschlangen gebildet.
Das wurde uns recht schnell zu bunt, es roch auch etwas unangenehm und wir fuhren dann doch los. Sehr langsam, weil nun recht dichter Nebel herrschte.
Wir fuhren durch bis zum Rainbow Point, dem Endpunkt der Stichstraße in den Park und beschlossen, auf dem dortigen Parkplatz noch eine Stunde zu warten, ob es aufklart.
Ich war ganz enttäuscht, dass es überhaupt nicht heller wurde, der Regen ließ zwar ein wenig nach, aber die Sicht wurde nicht besser. So fuhren wir dann durch den ganzen Nationalpark zurück und machten noch einen Stop im Best Western Ruby’s Inn, wo wir eigentlich etwas essen wollten. Aber auch hier tummelten sich Menschenscharen. Wir haben uns dann den riesigen Shop angesehen, um Zeit zu gewinnen – immer noch hoffnungvoll, dass sich der Wettergott erbarmt. Das wurde jedoch nichts und wir gaben schließlich auf und fuhren weiter. Auf dem Weg zu unserem nächsten Hotel in Cannonville fanden wir dann in Tropic ein ganz gutes Restaurant für ein spätes Mittagessen. Hier rannte die Bedienung im Laufschritt hin und her und erzählte uns, dass sie heute von Gästen quasi überrannt wurden.
Nachdem wir unser Zimmer im Hotel in Cannonville bezogen hatten, hörte der Regen auf und es sah aus, als würde es aufklaren.
Auf der Karte hatte ich den Kodachrome Basin State Park gesehen und da er nur wenige Kilometer südwestlich entfernt war, wollten wir uns den gerne ansehen und noch ein wenig laufen und frische Luft genießen. Der Name Kodachrome verheißt ja etwas buntes und erinnert an eine Fotofirma und tatsächlich wurde er nach dem populären Kodachrome Film der Analogen Diafotografie so genannt. Der Park liegt auf etwa 1800 Meter Höhe auf dem Colorado Plateau und wurde im Jahr 1963 als Staatspark eröffnet. Aus dem Tal ragen wuchtige Sandsteinfelsen, monolitische Türme und sogenannte Schornsteine. Die Erosion und das trockene Klima haben eine Wunderwelt geschaffen. In dieser Halbwüste wächst wilder Salbei, der umwerfend aromatisch duftet.
Außer Hirschen, Berglöwen, Puma, Koyoten und Füchsen leben hier Kaninchen, Eichhörnchen, Echsen und viele Vogelarten. Vorsicht ist geboten weil es auch Klapperschlangen, Skorpione und giftige Spinnen gibt. Wir haben lediglich ein Kaninchen und Vögel gesehen.
Es gibt fünf ausgeschilderte Trails, Reitwege, einen kleinen gepflegten Campingplatz und ein kleines Besucherzentrum.
Da es an diesem Tag viel geregnet hatte, waren wir an diesem späten Nachmittag die einzigen Besucher. Wir sahen kein anderes Fahrzeug und nur ein paar Gäste beim Gassigehen mit ihren Hunden am Campingplatz.
Zuletzt riss sogar die Wolkendecke etwas auf und wir bekamen einen Eindruck, wie spektakulär dies alles im Sonnenlicht aussehen könnte. Das Tal wird von Bergen umschlossen. Im Sommer wird es tagsüber sehr heiß, aber Frühjahr und Herbst sind ideale Besuchszeiten. An vielen Stellen sahen wir Überreste von Bränden und wie die Natur sich zurück kämpft.
Das Glück, diese Schönheit alleine zu genießen, die Ruhe und Stille des Ortes zu erleben, hat uns mit dem verpassten Bryce Canyon versöhnt.
Those who contemplate the beauty of the Earth find reserves of strength that will endure as long as life lasts. (Rachel Carson)
Und als wir dann zurück zum Hotel kamen war ein Food Truck mit Leckereien geöffnet, so dass wir uns bequem fürs Abendessen versorgen konnten. Im Ort selbst gab es nicht mal ein Restaurant, der Truck kam uns also sehr gelegen.
Der Kodachrome Statepark liegt in Utah am Highway 12 südwestlich von Cannonville. Er ist ganzjährig geöffnet.
Der Nationalpark-Pass (America the Beautiful National Parks and Federal Recreational Lands Pass, kurz ATB oder Annual Pass, der ein Jahr lang Eintritt in alle US Nationalparks gewährt) wird hier nicht akzeptiert, da es sich um einen Statepark handelt. Wir zahlten 8 USD. Der Preis gilt pro Fahrzeug (bis zu 8 Insassen im Ticket eingeschlossen).