Vor 32 Jahren begann Schwester Dr. Lea Ackermann den Kampf gegen Prostitution und Menschenhandel. Sie sah das Elend der Frauen in Kenia, die die Armut in die sexuelle Ausbeutung trieb, und gründete SOLWODI.
Der Name der Menschenrechtsorganisation steht für SOLidarity with WOmen in DIstress – Solidarität mit Frauen in Not.
Eine Begegnung in Mombasa ist der Ordensschwester nah gegangen. Eine Frau kam zu ihr und sagte: „Dank SOLWODI kann ich Ihnen jetzt in die Augen schauen. Ich habe immer nur unter mich geschaut und die Kerle sagten <<Komm her, du Schlampe>> und sie haben mich überall angefasst. Aber jetzt bin ich Rebecca, die Geschäftsfrau.“
Lebensnah und schlicht erzählt Sr. Dr. Lea Ackermann am 30. Juni in der Stadthalle in Boppard anlässlich der Buchvorstellung „Sport für Entwicklung und Frieden“ von den Anfängen der von ihr gegründeten Hilfsorganisation. Und weiter berichtet sie: „Wenn Überlebende – so nennen sich die Frauen, die in der Prostitution waren und es geschafft haben auszusteigen – ihr Leben beschreiben, dann steht da jedes Mal drin, dass sie sich nie dazugehörig gefühlt haben. Ackermann hat das wütend gemacht. Sie ist überzeugt: „Wir Christen glauben doch alle, dass Gott Schöpfer, Vater, Mutter aller Menschen ist. Das heißt, dass alle Menschen Kinder Gottes sind. Und alle Menschen haben Gaben und Fähigkeiten mitbekommen.“ Und sie sieht, dass es Menschen gibt, die nie Gelegenheit haben, ihre Gaben und Fähigkeiten zum Ausdruck zu bringen. Mehr noch, sie erkennt, dass viele Frauen das Gefühl haben, nichts wert zu sein. Das will sie so nicht stehen lassen und hat über SOLWODI mit vielen Projekten einen Gegenpol gesetzt. Ackermann beschreibt wie Mädchen und Frauen durch Ausbildung, Bildung und Sport ein neues Selbstbewusstsein entwickeln. Auch im Fußballteam haben Mädchen entdeckt: ich kann etwas erreichen, ich kann kämpfen, ich bin als Teil eines Fußballclubs angesehen.
Unterstützung fand und findet Ackermann beim DFB (Deutschen Fußballbund) und beim Fußballverband Rheinland (FVR), dessen Präsident Walter Desch mit in der Gesprächsrunde sitzt. Desch berichtet von den Trainerlehrgängen, die sowohl in Kenia wie auch in Koblenz stattgefunden haben. Desch verschweigt nicht die Schwierigkeiten der Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Land. Mit Erfolg haben bisher 14 Frauen aus Kenia die Prüfung bestanden und leisten nun in ihrem Heimatland über das Fußballtraining hinaus wichtige Aufklärungsarbeit in Sachen HIV und Frauenrechte. Im regelmäßigen Training, das bisher mehr als 1500 Mädchen besucht haben, lernen die jungen Frauen Teamgeist, Ausdauer, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Fair Play – Fähigkeiten, die ihnen in Ausbildung und Schule zugutekommen. 5 der von SOLWODI geförderten Frauen spielen heute in der kenianischen Nationalmannschaft, 80 Frauen und Mädchen in der ersten kenianischen Fußballliga der Frauen.
Wie sehr der Fußball einen Menschen positiv prägen kann, davon erzählt in vielen Anekdoten aus seinem 90jährigen Leben die Trainerlegende Rudi Gutendorf (genannt Riegel-Rudi). Die Talkrunde moderiert an diesem Abend Hans-Peter Schössler und auch Django Reinhardt zeigt mit zwei Liedbeiträgen seine Unterstützung.
Norbert Neuser, Abgeordneter des Europaparlaments und Herausgeber des neu erschienenen Buches „Sport für Entwicklung und Frieden“ sieht in der Sportförderung eine große Chance, mehr Frieden in die Welt zu bringen – ein Potenzial, das längst nicht ausgeschöpft sei. Sport zieht Bildung und Ausbildung nach sich, stärkt Verantwortungs- und Selbstbewusstsein.
Sr. Dr. Lea Ackermann ist überzeugt: Wenn wir anderen etwas Gutes tun, dann macht es uns selber glücklich und baut uns auf. Sie habe damals gesagt: „Lieber Gott, ich kümmere mich um deine verlassenen und chancenlosen Töchter, lass du mich bloß nicht hängen.“ Und wenn sie auf den Erfolg und die Geschichte von SOLWODI zurückschaut, dann sagt sie: „Er hat mich nicht hängen lassen.“ Und: „Der Kampf geht weiter.“
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Neuser, Norbert (Hrsg) (2017): Sport für Entwicklung und Frieden,
Books on Demand Verlag, Norderstedt
Paperback, 152 Seiten,
ISBN-13: 978-3-7431-9163-1
Mit Beiträgen von: Norbert Neuser, Schwester Dr. Lea Ackermann, Dr. Christoph Beier, Ferhat Cato, Walter Desch, Malu Dreyer, Reinhard Grindel, Willi Lemke, Louis Michel, Neven Mimica, Dr. Gerd Müller, Torben Oberhellmann, Martin Schulz, Neven Subotic.
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Auslagen bei der Buchvorstellung in der Stadthalle Boppard: