Canyon de Chelly

Der Canyon de Chelly, ein National Monument, liegt auf dem Gebiet der Navajo in Arizona. In den Canyon kommt man mit einem autorisierten Guide und zwar zu Fuß, per Pferd oder per Allradfahrzeug.

Wir kamen gegen Mittag in Chinle an und machten zunächst eine kurze Orientierungsfahrt durch den Ort, der an den Canyon de Chelly grenzt. Auf dem Weg zum Canyon de Chelly lag unser reserviertes Hotel, die Thunderbird Lodge, wo wir einchecken und eine Tour in den Canyon für den späten Nachmittag buchen konnten. Dann machten wir uns auf den Weg zum Canyon für eine erste Erkundungsfahrt. Der Canyon de Chelly liegt auf über 1600 m Höhe, Ende September lagen die Temperaturen noch über 25°C.

Das Flussbett ist um diese Jahreszeit ausgetrocknet, aber ein Risiko von Sturzfluten nach Regenfällen besteht immer. Der Canyon de Chelly liegt auf dem Gebiet der Navajo Nation in Arizona und ist seit etwa 5000 Jahren bewohnt. Er besteht aus drei Hauptcanyons: Canyon de Chelly mit etwa 43 km, Canyon del Muerto mit 29 km und der Monument Canyon mit 16 km Länge. Die Täler sind sehr fruchtbar und klimatisch begünstigt. Heute leben hier hauptsächlich ältere Menschen, die Landwirtschaft und Viehzucht betreiben – die Jungen zieht es fast alle in die Städte. Nach einem kurzen Besuch im Visitor Center fuhren wir auf der Panoramastraße auf dem nördlichen Kamm (North Rim) mit mehreren Aussichtspunkten entlang.

Zu den Overlooks, den Aussichtspunkten entlang der Straße, sind gut ausgebaute Fußwege von den Parkpätzen bis zum jeweiligen Aussichtspunkt angelegt. Auf einigen der Parkplätze boten fliegende Händler den typischen Navajo-Schmuck auf ihren Pick-up Ladeflächen oder den Motorhauben ihrer Autos an. Auf einem Parkplatz saß ein Funker mit seinem ganzen Equipment, der hier wohl einen besonders guten Empfang hatte.

Es erstaunt mich immer wieder, wie viele Überlebenskünstler es in der kargen Landschaft Arizonas gibt und wie sie sich perfekt an ihre Umgebung angepasst haben.

Wenn man sich der Bergkante nähert, öffnen sich grandiose Ausblicke in die zerfurchten Täler. Von oben sieht es fast surreal aus, ein Haus oder ein Fahrzeug geben dann eine Relation der Perspektive. Mich beeindruckt besonders die Stille an solchen abgelegenen Orten. Am ersten Halt, dem Antelope House Overlook, sahen wir die Ruinen, die einst als Pueblo erbaut wurden.

Der nächste Stop war der Massacre Cave Overlook. Dort trug sich einst ein Massaker zu, wie der Name schon deutlich aussagt. Bei Auseinandersetzungen zwischen Spaniern, US-Truppen und Ute mit den Navajo, die dort lebten, zogen diese sich in den Canyon zurück und versteckten sich in einer großen Höhle. Sie wurden jedoch entdeckt und mehr als 100 Menschen wurden getötet.

Der letzte Halt war der Mummy Cave Overlook, von wo aus die Mummy Cave Ruinen zu sehen sind. Sie waren eins der größten Dörfer im Canyon und vom Anfang der Besiedelung bis etwa ins Jahr 1300 bewohnt.

An vielen Orten im Canyon sieht man Überhänge und Höhlen, die von den ersten nomadischen Bewohnern als Lager, Wohnstätten und Zuflucht genutzt wurden. Zeugnis von der frühen Besiedelung legen auch die noch heute sichtbaren Malereien an den Felswänden ab. Nach den Nomaden siedelten sich die Basketmaker (Korbmacher) an. Sie betrieben bereits Landwirtschaft und erbauten die ersten festen Siedlungen. Nachfolgend kam das Volk der Anasazi, die weitere größere Pueblos bauten. Die Anasazi verließen zum Beginn des 14. Jahrhunderts den Canyon, ihnen folgten die Hopi und später die Navajo, die ebenfalls Siedlungen erbauten. Die Navajo wurden zwischenzeitlich vertrieben, erhielten ihr Land jedoch wieder zurück und einige wenige Familien bewohnen den Canyon heute. Zum Mittagessen fuhren wir zurück in die Lodge.

Am Nachmittag wurden wir am Hotel für unsere Tour abgeholt. Touren in den Canyon den Chelly sind nur mit einem autorisierten Guide erlaubt. Es gibt nur einen kurzen öffentlichen Fußweg ins Tal. Ein „Pinzgauer“, ein ehemaliges Militärfahrzeug aus Österreich, auf das der Fahrer sehr stolz war, fuhr uns in den Canyon. Da es im Canyon keine Straße gibt und die Route größtenteils durch ein trockenes sandiges Flussbett führt, ist das Befahren ohne Allradantrieb unmöglich. Wir waren die einzigen Gäste, genossen die Fahrt im offenen Fahrzeug und erfuhren von unserem Guide viele interessante und spannende Dinge über den Canyon, seine Geschichte und Bewohner.

Am sogenannten White House machten wir eine Pause und konnten aussteigen, um näher an die Ruinen heranzukommen. Sie sind eingezäunt und dürfen, wie alle anderen Ruinen auch, nicht betreten werden. Dies ist auch der einzige Ort, den man auf eigene Faust im Canyon besuchen kann und zwar per Zugang von der South Rim über den Whitehouse Trail. Hin-und Rückweg sind etwa 2,5 Meilen lang und man ist ca. 2 Stunden unterwegs.

Gleich neben dem White House wohnt eine Navajo Familie, die Getränke und Kunsthandwerk verkauft. Wir erstanden die Steinarbeit eines jungen Mannes. Wir sahen nur wenige andere Besucher. Entsprechend ruhig und angenehm war der Aufenthalt. Der Pinzgauer hatte an einigen Stellen etwas zu kämpfen, überwand aber zuverlässig jede Schwierigkeit auf der Strecke. Nach etwa 3,5 Stunden waren wir zurück im Hotel und mussten uns erst einmal entstauben. Der rötliche Staub lag fast wie ein natürliches Make-up auf unserer Haut und auch auf unserer Kleidung.

Zum Abendessen fuhren wir zum gut besuchten Diner „Denny’s“ in Chinle, wo man reichlich und gut amerikanische Gerichte serviert. Nach einer ruhigen Nacht in der Thunderbird Lodge ließen wir uns auch das Frühstück bei Denny’s schmecken und machten uns dann auf den Weg nach Holbrook – nicht ohne unterwegs den „Petrified Forest Nationalpark“ und die „Painted Desert“ zu besuchen.

Davon demnächst mehr.